UCSB Cylinder Audio ArchiveUmfassendes Sound-Archiv aus der Ära Prä-Schallplatte
10.11.2015 • Kultur – Text: Ji-Hun Kim
photo credit: Gold Moulded via photopin (license)
Lange bevor die Schellackplatte und die spätere Schallplatte das Medium Nummer Eins für Audioaufnahmen wurde, war die Wachswalze das allererste kommerzielle Klangmedium der Welt.
Im Englischen nannte sich die Wachswalze Phonograph Cylinder. 1929 wurde die Produktion des Mediums wie des Abspielgeräts aufgrund der geringen Nachfrage und der weltweiten Verdrängung durch die Schellack eingestellt. Ausdenker der Wachswalze und dem dazugehörigen Phonographen war Thomas Alva Edison (1847-1931), der neben dem auch die Glühbirne, das Katzenvideo, den Kinematographen, aber auch den Elektrischen Stuhl erfand. „Mary had a little lamb. Its fleece was white as snow. And everywhere that Mary went, the lamb was sure to go“, waren die allerersten Worte, die Edison 1888 mit Hilfe eines Phonographen aufnahm. Die Welt sollte seitdem eine andere werden. Musik, Sprache und Sounds wurden speicherbar und konnten jederzeit wieder abgespielt werden. Die Popkultur ist nur eine von vielen Dingen, die aus dieser Erfindung hervorgegangen sind.
Die University of California in Santa Barbara besitzt ein umfassendes Archiv dieser Phonograph-Walzen. Vor einigen Jahren begann man, dieses Archiv zu digitalisieren. Nun hat das UCSB Cylinder Audio Archive eine neue Webseite bekommen und zeitgleich stehen seitdem über 10.000 Aufnahmen aus der Zeit Ende 19. Jahrhundert bis Anfang 20. Jahrhundert zum Streamen und Download bereit. Eine Sammlung, Audio-Zeitmaschine und Sample Library der besonderen Art. Aufgrund der limitierten Aufnahmekapazität von drei Minuten gibt es hier noch keine ausschweifenden Sinfonien zu hören. Stattdessen hochinteressante Fieldrecordings aus Tahiti, Cakewalks, Rags, früher Hillibilly, politische Reden, aber auch deutsche Komik von 1904-1909 mit Titeln wie „Der Balzer beim Sachsenhäuser Aebbelwei“, „Beim Hundemetzger“ oder auch „Nächtliches Abenteuer eines Studenten“. Um einen einfacheren Einstieg zu ermöglichen, wurde eine umfassende Sammlung mit Playlists erstellt. Darunter: Populäre Lieder aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, Inkunabeln und zentraleuropäische (böhmisch, österreichisch, ungarisch) Musik aus dem späten 19. Jahrhundert. Danke, Internet. Wirklich. Ausnahmsweise echt jetzt.
