Soundcloud erweitert Abo-ModellOffline und werbefrei jetzt ab 6 Euro
28.2.2017 • Kultur – Text: Thaddeus HerrmannNur drei Monate nach dem Start des kostenpflichtigen Abo-Modells bietet Soundcloud nun eine neue, preisgünstigere Preisstufe an. Werbefrei und Offline-Speicherung für sechs Euro pro Monat. Klingt gut? Ist aber eigentlich eine Mogelpackung und könnte darauf hinweisen, dass „Soundcloud Go“ nicht so läuft, wie es die Investoren sich erhofft hatten.
Dass man Soundcloud nicht bis zum Tag der Internet-Abschaltung würde kostenfrei nutzen können, war schon lange klar. Anfang Dezember letzten Jahres startete schließlich Soundcloud Go in Deutschland. Go, so nennt das Berliner Unternehmen sein Abo-Angebot. Für zehn Euro im Monat gibt es alles, was es auf der Plattform eh schon gab, jetzt auch zum Speichern auf dem Smartphone, plus den Katalog, den man bei Apple Music, Spotify oder Deezer angeboten bekommt. Gleichzeitig wurde angekündigt, kostenloses Streaming – weiterhin möglich – durch Werbung finanzieren zu wollen. Drei Monate später wird diese Entweder-oder-Entscheidung um eine neue Preisstufe erweitert. Ist Soundcloud Go also gescheitert?
Zunächst wird es verwirrend. Soundcloud Go heißt ab heute Soundcloud Go+. Vom Angebot her ändert sich nichts. Soundcloud Go kostet jetzt hingegen nur noch sechs Euro und bündelt das traditionelle Angebot in einem werbefreien Paket, das sich auch auf dem Smartphone speichern lässt. Rhianna und Drake gibt es nicht.
Warum Soundcloud hier so schnell nachbessert, kann mehrere Gründe haben. Der erste ist offensichtlich: Das Interesse am Go-Modell ist zu gering. Was keine große Überraschung wäre. Wer viel und gerne Musik hört, hat im Zweifelsfall schon ein Abo bei den üblichen Verdächtigen und will für den einen oder anderen Mix nicht extra zahlen. À propos Zahlen: Angaben über abgeschlossene Abos macht Soundcloud nicht. Passt ins Bild. Wahrscheinlicher ist es also, dass das Einspielen von Werbung auf Soundcloud nun spürbar forciert werden wird und man seine langjährigen Kunden nicht über Gebühr vergnatzen will.
Alex Ljung, einer der Gründer von Soundcloud, wird in der Pressemitteilung wie folgt zitiert: „Durch die Erweiterung unseres Angebots verbessern wir nicht nur das Nutzererlebnis auf der Plattform, sondern eröffnen damit auch neue Umsatzmöglichkeiten, um das Monetarisierungsprogramm für unser Urheber-Netzwerk weiter auszubauen."
Voilà.
Ob das neue Soundcloud Go taugt und irgendwie lohnt oder zumindest lohnen könnte: Das ist eine Diskussion, die man erst dann wird führen können, wenn vor jedem Track, jedem Mix und Podcast wirklich Werbung ausgespielt wird. Ebenso, wie lang die Spots sind, ob längere Uploads mittendrin erneut unterbrochen werden und wer das überhaupt steuert. YouTube, Gewinner des alljährlichen Werbefettnäpfchens, hat erst kürzlich einige Werbeformate gekippt. Viel zu spät und auch ein bisschen halbherzig. Es bleibt zu hoffen, dass Soundcloud daraus lernen wird.