Leseliste: 17. Mai 2015 - andere Medien, andere ThemenNeu lesen lernen, der DJ-Mixer, ein NPD-Mann in Brüssel und der Kunstmarkt

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Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.

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Bild: Bücher lesen via Shutterstock

##Warum wir nicht mehr lesen können
Hugh McGuire ist eigentlich Buch-Nerd und Leseratte. Doch nicht nur das. Er betreibt mit LibriVox eine freie Public-Domain-Plattform für Hörbücher und mit Pressbooks eine Online-Plattform für Buchdruck und E-Books und ist zudem Co-Autor des Buchs „Book: A Futurist's Manifesto: A Collection of Essays from the Bleeding Edge of Publishing“. Doch Hugh hat ein Problem. Er liest kaum noch Bücher, obwohl sie eigentlich seinen Lebensmittelpunkt darstellen. Digitales Rauschen, kurze Aufmerksamkeitsspannen, zahlreiche Medien, es ist schwierig geworden, ein gutes Buch von Anfang bis Ende durchzulesen. Grund genug die Frage zu stellen: „Why can’t we read anymore?“. Lösungen findet der Autor aber auch. Wie man unter anderem dem digitalen Dopamin widerstehen kann und wieso wir nicht verlernen sollten richtig zu lesen, findet ihr in diesem interessanten wie lesenswerten Artikel.

„When the people can’t concentrate long enough to listen to a song all the way through, how are books to survive?“

Why can’t we read anymore?

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Bild: Plattenspieler via Shutterstock

##Gute Erfindung: der DJ-Mixer
Ein Stück Technikgeschichte mit popkulturellem Anschluss. Wer hat eigentlich den DJ-Mixer erfunden? Aus der US-amerikanischen Perspektive beginnt alles mit Alex Rosner, und zwar 1971. New York braucht Equipment für Discjockeys. Nicht einfache Mischpulte, sondern schon eher etwas Spezielles. Und dann ist da noch Louie Bozak, der wenig später einen nach seinem Nachnamen benannten Mixer erfindet, der praktisch zum Standard an der Ostküste wird. Wohnt man nicht in einer Metropole, dann muss der Lötkolben helfen. DIY für den smoothen Übergang. Denn der Bozak ist teuer. Sehr teuer. Und dann passiert das, was in der Technikgeschichte eigentlich immer passiert. Die Asiaten kommen. Und verhelfen dem Phänomen DJ zum Durchbruch. Mit preisgünstigen Lösungen und – das sagen die Ingenieure der ersten Mixer – zweifelhaftem Sound und vor allem einem ganz falschen Ansatz. Analog vs digital, Fader vs Drehknopf, Sampling vs Effekte. Joshua Glazer hat die Geschichte aufgeschrieben.

„Gebaut wie ein Panzer.“

A Brief History Of The DJ Mixer

##Der Rechte auf Platz 88
Seit seinem 16. Lebensjahr ist Udo Voigt Mitglied der NPD. Seit 2014 sitzt er für seine Partei im EU-Parlament. Ganz allein, aber immerin auf Platz 88. Tobias Haberl hat Voigt für die SZ ein Jahr lang begleitet, ist mit ihm zwischen Brüssel, Straßburg und Berlin gependelt. Er hat den Menschen hinter der NPD-Fassade kennengelernt, der innerlich zwar genau so rechts ist wie vornerum, aber eben doch kein unangenehmer Zeitgenosse. Eine großartige Reportage, über die der Journalist auch im oben stehenden Video spricht.

„Charlotte Knobloch, ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, protestiert: Ein Nazi im Ausschuss für Menschenrechte! Voigt kontert: »Genau der richtige Ort für einen Patrioten.«“

Reihe 7 Platz 88

Kunst Leseliste

Über Majors, Indies und Zukunft im Kunstmarkt

Der New Yorker Galerist Gavin Brown und der Schweizer Kurator Daniel Baumann sprechen im Kunstmagazin Spike über Vergangenheit, Status Quo und Zukunft des Kunstmarktes. Ein Markt, der völlig abgeschottet von denen existiert, die nicht drinstecken. Und wenn – wie hier – zwei Teilnehmer dieses Marktes über ebenjenen sprechen, ist das oft ein kurzweiliger Einblick in eine völlig andere Welt, inklusive ihrer bedeutungsschwangeren Szenesprache. Inhaltlich interessant bleibt das Gespräch trotzdem.

„Ich frage mich, ob es unvermeidlich ist, dass jede »Kunst«, die für diese Orte produziert wird, deren Interessen reflektieren und stützen und verteidigen muss. Ist das überhaupt noch Kunst? Das hat offenbar schon begonnen. Eine Echokammer der Selbstgefälligkeit. Das ist interessant, und das beste daran, es ist immer noch Kunst – im Pakt mit dem Teufel –, aber immer noch Kunst. Wie lange wird es noch dauern, bis sie nur noch ein Platzhalter sein wird für die einzige Größe, die zählt – Kapital.“

Der Niedergang der Zukunft

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Junior Boys, Prince Paul und Genetikk

TRAVIC: Wenn die Züge in Echtzeit durch den Browser fahrenNicht nur was für Trainspotter