Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.
Single-Frauen in Japan
Noch vor wenigen Jahren stand es nicht gut um das gesellschaftliche Bild unverheirateter Frauen in Japan. Denn das Idealbild war gezeichnet von klassischer Rollenverteilung: Der Mann als Versorger und Familienoberhaupt, die Frau als Hausfrau und Mutter – und viel zu oft dem Manne hörig. Doch die Zeiten ändern sich. Und während sich Politiker um eine weiter schrumpfende Bevölkerung sorgen, kümmern sich mehr und mehr Frauen um die eigene Karriere, legen sich Hobbys zu und gestalten ihr Leben bewusst allein. Und die konsumgeprägte, japanische Großstadt passt ihr Angebot der neuen Nachfrage an.
„There are single karaoke salons featuring women-only zones, restaurants designed for solo diners, and apartment complexes that target women looking to buy or rent homes on their own. Travel companies book tours for single women, and photo studios offer sessions in which women can don wedding dresses and pose for solo bridal portraits.“
Fairtrade
Es gab eine Zeit, da stand das Fairtrade-Siegel für Verlässlichkeit. Es bedeutete, dass die Bauern, die Kaffee, Kakao, Tee, Bananen etc. anbauten, fair(er) bezahlt wurden, es festgesetzte Mindestpreise gab und ein Teil der Erlöse für die Verbesserung der Infrastruktur vor Ort eingesetzt wurde. Diese Zeiten sind längst vorbei. Denn obwohl Fairtrade nach wie vor zu den gleichen Bedingungen arbeitet, gibt es mittlerweile zahlreiche anderer Siegel, die das gleiche versprechen, oft ins Leben gerufen von den großen Lebensmittelkonzernen oder Supermarkt-Ketten, die sich nicht länger gängeln lassen, und mit eigenen Standards den Schein bewahren wollen. Wer kann da schon noch durchblicken und richtig entscheiden, wenn es immer mehr Labels à la Fairtrade gibt? Samanth Subramanian fragt im Guardian, ob der faire Handel am Ende ist. Und es gibt viele Anzeichen, die darauf hindeuten. Die Marktmacht der Konzerne spricht eine klare Sprache. Denn das, was in Fairtrade-Betrieben produziert wird, kann schon längst nicht mehr zu 100 % zu den ausgehandelten Bedingungen verkauft werden.
„In 2016, of all the coffee grown as Fairtrade, only 34% of it could be sold at the minimum price. There were no takers for the rest; farmers had to unload the surplus into the standard “unfair” market, at the lower prices that the market determined. For cocoa, the rate is a bit better, 47%. For tea, it’s much worse, only 4.7 %. There are tonnes of harvest for which Fairtrade fails to find any fair-minded buyers at all.“
Kollegahs Alpha-Affen
Wäre Kollegah ein harter Hund, er wäre aus Adamantium. So gibt sich der deutsche Rappe seit jeher. Erfolgreich, unendlich Bitches, Zaster, Karren, Zigarren und natürlich ständig Alpha sein. Felix Blume hat sich ein kleines Imperium aufgebaut, das vor allem mit gladiatorenhaften Größenwahn aufmuckt. Er verkauft Bücher, vloggt über alles, was bei 3 nicht auf dem Turm ist und verkauft seit einiger Zeit auch ein Coaching-Programm mit dem Namen „Alpha-Mentoring“. Ein Journalisten-Team von Vice und BuzzFeedNews hat hinter die Kulissen dieser dubiosen Geschäftemacherei geschaut.
„Kollegah hat ein Geschäftsmodell aufgebaut, mit dem er gut 150 Alphas, darunter viele langjährige Fans, dazu bringt, ihm viel Geld zu überweisen. Und es werden immer mehr. Kollegah behauptet, er könne die Teilnehmer aus schwierigen Lebenslagen befreien. […] Dabei scheint er von den vielen Problemen, mit denen die Kunden des Mentorings, hauptsächlich junge Männer zwischen 18 und 28 Jahren, zu kämpfen haben, gar keine Ahnung zu haben. Schlimmer noch – junge Menschen werden in seinem Programm erniedrigt und mit Verschwörungstheorien verführt.“
Schießende Lehrer
Der Ablauf ist immer der gleiche: Bilder von blinkenden Krankenwagen und Polizeiautos, Absperrungen, verzweifelte Menschen, sich bekümmert äußernde Politiker, Proteste gegen Waffen, Reaktionen der Waffenlobby, am Ende keine Änderungen. Was den Deutschen ihre Autobahn, ist den US-Amerikanern die Wumme: Ausdruck von Freiheit bar jeder Vernunft, trotz Verkehrstoten hüben, trotz Amoktoten drüben. Ganz nach dem NRA-Motto „the best way to stop a bad guy with a gun is a good guy with a gun“ lernen jetzt die Lehrer in den Staaten schießen. Diese Reportage nimmt uns mit an einen Schießstand in Ohio. Dort ist das Tragen von Waffen für Pädagogen im Unterricht erlaubt, die Lobby des Bundesstaats finanziert die freiwilligen Trainings, die über den dafür gegründeten Verein „Faster Saves Lifes“ organisiert werden.
„Wenn die Polizei 20 Minuten braucht, muss der Geschichtslehrer eben selbst zum Cop werden.“