Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.
Gefährliche Mobilfunknetze
Aluhut hin oder her: Bei der Frage nach den negativen Konsequenzen für Kopf und Körper, wenn diese ständig den Signalen von WLAN-, Mobilfunk, DECT- und anderen Radiowellen ausgesetzt sind, bleiben viele skeptisch. Auch solche, die es nicht für nötig halten über Nacht das WLAN abzuschalten, damit sie besser schlafen können. Nun ist das noch schnellere, leistungsfähigere 5G-Netz im Anmarsch. Und wieder wird die Frage gestellt: Krebs durch 5G? Man darf davon ausgehen, dass selbst der deutsche Netzausbau schneller Tatsachen schaffen wird, als eine medizinische Beweisführung, die ihn verhindern soll. Aber wer hat die Zweifel an der gesundheitlichen Unbedenklichkeit eigentlich gesät? Einer trug den Namen Bill P. Curry. Er nahm Messungen vor, förderte alarmierende Ergebnisse zutage und warnte im Jahr 2000 Floridas Schulen vor der Einführung von Laptops und WLAN. Das Problem: Die Ergebnisse stimmten so nicht, hängen jedoch bis heute nach. Die NYT erzählt, was genau los war.
„What began as a simple graph became a case study in how bad science can take root and flourish.“
Frankreichs Cuisine-Krise
Was wäre die Esskultur heute ohne Frankreich? Vielleicht hätten wir heute keine Restaurants, keine Haute Cuisine, keinen Escoffier, Bocuse, Ducasse, Guide Michelin und noch so vieles mehr. Aber, heute kriselt die französische Küche. Zu viel Butter, zu viel Tradition, zu viel Fleisch und Macho-Getue – Heute spielen die Cellos der zeitgemäßen modernen Küche in Spanien, Skandinavien, Australien, Asien, aber eben kaum mehr in Paris. Der Autor Wendell Steavonson hat für den Guardian diesen interessanten Longread geschrieben, der dem Phänomen nachgeht und auch historisch einordnet. Gerade junge Köchinnen arbeiten derzeit vehement daran, dem steifen Schischi mit mehr Freiheit und Lockerheit entgegen zu wirken. Könnte also Zeit für ein Revival werden.
„For more than 200 years, France was the centre of culinary endeavour – the place where chefs aspired to train and where restaurateurs looked for inspiration – but this was changing. At the turn of the millennium, when Ferran and Albert Adrià at El Bulli in Spain were inventing molecular gastronomy by spherifying melon juice, France’s great chef du jour, Joël Robuchon, was perfecting mashed potatoes“
Der Klimaprotest ist vor allem weiblich
Letzte Woche stellten wir fest, dass die Zero-Waste-Bewegung vor allem von Frauen vorangetrieben wird. Und diese Woche stellen wir fest: Beim Thema Klimawandel/Klimaprotest ist es nicht viel anders. Neben der mittlerweile weltbekannten #fridaysforfuture-Begründerin Greta Thunberg und der landesbekannten Luisa Neubauer sind es zum Beispiel Anuna De Wever in Belgien und Anna Taylor in Großbritannien sowie Kathrin Henneberger, Nike Mahlhaus und Sina Reisch von Ende Gelände. Die Zeit strickte daraus kürzlich einen Trend (Paywall-Text), die Vice versucht mit sieben Thesen, den Grund dahinter zu finden. Sind ein paar plausible Punkte dabei.
„Männer (gehen) derzeit eher dann überproportional häufig auf die Straße, wenn sie den Status Quo und damit auch ihre Privilegien bedroht sehen – statt sich so wie Demonstrantinnen mehrheitlich fürs Klima, also eine potenziell alle Menschen betreffende Angelegenheit, zu engagieren. Das zeigen rechte Demos, wie die Pegida-Aufmärsche in Dresden.“
DJs & Streaming
Philip Sherburne nimmt für Pitchfork ein Thema in den Blick, dass die DJ- und Musik-Community in den kommenden Monaten und Jahren immer wieder beschäftigen wird: Streaming. Während Native Instruments mit SoundCloud zusammenarbeitet, um DJs mehr Möglichkeiten bei der Musikauswahl anbieten zu können, hat Beatport mit „Link“ tatsächlich ein Business-Modell vorgelegt, dass zumindest vordergründig voll und ganz den Fokus auf das Streaming legt. Die Reaktionen reichen von Begeisterung bis zu einem fulminanten „Fuck You“! Das ist keine Überraschung. Denn die Vergütung im Streaming ist niedrig. Killt das nun endgültig unsere geliebte Club-Kultur? Und den Broterwerb aller Produzent*innen? Zwar bekommen die DJs, die mit dem Auflegen von Musik wirklich Geld verdienen, eben diese Musik sowieso umsonst. Aber die Aussicht, dass alle „Hobby-DJs“ zukünftig keine MP3s oder WAVs mehr kaufen, sondern genau wie im Privaten nur noch eine Flatrate einwerfen, könnte zu erneuten Umsatzeinbußen führen. Wie will man dann noch Geld verdienen will als Künstler\in? Mit noch mehr Gigs auf noch mehr nutzlosen Festivals und Boiler Rooms? Das ist die Diskussion, die eigentlich geführt werden müsste.
„Much of the independent electronic scene isn’t prepared for this change.“