Zukunft feiernBerliner Clubs unterzeichnen Code of Conduct für eine nachhaltige Clubkultur

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Marcel Weber, Schwuz: „Der Code of Conduct ist ein ganzheitliches Nachhaltigkeitskonzept und einmalig in der Clubszene.“ Foto: Clubtopia / Marcus Bläsing

Mehrere Berliner Clubs unterzeichnen pünktlich zum Restart des Betriebs eine freiwillige Selbstverpflichtung zur Förderung der Nachhaltigkeit. Wir stellen den „Code of Conduct“ von Clubtopia vor.

Die Berliner Clubs dürfen jetzt nach endloser Pause ihre Innenräume wieder für den Tanzbetrieb öffnen. Ohne Maske, ohne Abstand, mit Bewegung. Vorausgesetzt: 2G. Ist das eine Diskriminierung gegenüber nicht Geimpften oder nicht, ist das der richtige Weg: Ein großes Diskussionsthema dieser Tage. Doch wir wollen uns an dieser Stelle stattdessen mit der Nachhaltigkeit beim Feiern beschäftigen.

Denn während des Quasi-Stillstands waren einige Berliner Clubs nämlich alles andere als inaktiv, was dieses Thema angeht. Und legen nun, nach zahlreichen runden Tischen (analog und digital), punktgelandet zur Wiederaufnahme des Betriebs, einen „Code of Conduct“ für nachhaltiges Handeln und Wirtschaften vor. Mit dabei sind das „Schwuz“, der „Suicide Club“, das „Yaam“ und die „Rummels Bucht“, weitere Clubs stehen kurz vor der Unterzeichnung.

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Dieser „Code of Conduct“ ist keine laschet Absichtserklärung, sondern ein recht konkreter Maßnahmenplan. Der ist auf der Projektwebseite Zukunft Feiern einzusehen. Unter anderem finden sich dort diese drei Ziele und Maßnahmenpunkte:

Wir setzen Energiesparmaßnahmen um und reduzieren unseren Verbrauch um mindestens 10 % pro Jahr.

Gäst*innen erhalten ihre Getränke und Essen ausschließlich in wiederverwendbarem Geschirr.

Wir erfassen unsere CO2-Emissionen, die durch die Künstler*innen-Anreise entstehen. Wir reduzieren diese Emissionen um 10% pro Jahr und kompensieren großzügig und möglichst lokal.

Generell will man in Sachen CO2-Reduktion nach dem Prinzip Vermeiden, Verringern und Kompensieren in dieser Priorisierung vorgehen – ist das eine gute Botschaft für die Hauptstadt-DJs, die sich sonst immer in den Flieger zwängen müssen? Oder wird beim Booking aus Flightshare dann Train- oder gar Tramshare? Wir werden es sehen.

Wechsel zu echtem Ökostrom, der Einsatz effizienter Beleuchtung und Kühltechnik, das Dämmen und energiesparendes Heizen sind in dem umfangreichen CoC inkludiert, ebenso Wassereinsparung, Mülltrennung sowie soziale Nachhaltigkeit in Form von Awareness-Konzepten, weniger Ungleichheiten und Aufklärung von Gäst*innen – denen überdies auch der Raum gegeben werden solle, ihre Wünsche und Vorschläge hinsichtlich Nachhaltigkeit zu äußern. Und wie weit man ist, ob Ziele erreicht werden oder es Probleme und Nachbesserungsbedarf gibt, wollen die Clubs offenlegen: Sie haben sich zu Transparenz und Messbarkeit verpflichtet.

Das klingt vielleicht nach einem ziemlich engen grünen Kostüm, das sich die pandemiegeplagten, mithin klammen Tanzlustbarkeiten in dieser Zeit zusätzlich überstreifen. Doch bekanntlich ist das Thema Klima- und Umweltschutz gekommen, um zu bleiben, und „Generation Greta“, um diesen bisschen peinlichen Boomer-Begriff einmal zu verwenden, wird ein wokes Clubkonzept sicher gefallen. Und man verstehe den Code auch als eine Einladung, um ins Handeln zu kommen und eine „Öko-Routine“ zu entwickeln, so Konstanze Meyer, Projektleiterin von Clubtopia, dem Kooperationsprojekt des BUND Berlin e.V. sowie der Vereine clubliebe e.V. und der Clubcommission Berlin e.V.: „Es soll nicht einschränken, sondern Teil des täglichen Handelns im Cluballtag werden.“ Damit das passieren kann – zumal in einem Cluballtag, in dem jetzt mehr denn je alles Mögliche zu regeln ist –, gibt es Expertise gratis, zum Beispiel in Form kostenfreier Energieberatung durch den BUND.

Das wiederum ist möglich, weil die Initiative von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gefördert wird, als Teil der Berliner Klimaneutralitätsstrategie. Berlin will bis 2050 da angekommen sein, eine Vorverlegung auf 2030 wird aus Teilen der Gesellschaft bereits gefordert.

Der „Code of Conduct“ jedenfalls soll mittelfristig kein reines Berlin-Club-Ding bleiben. Anfragen und Interessensbekundungen von Clubs aus anderen Städten gehen bereits ein, erklärt man uns beim Presse-Kickoff im Biergarten der „Renate“. Und im Prinzip kann man sich ja schon jetzt inoffiziell selbstverpflichten. Tipps und Ideen für Maßnahmen hat Clubtopia im „Green Club Guide“ zusammengestellt, den gibt es hier kostenlos zum Download.

KonzerterinnerungenNick Cave & The Bad Seeds – Berlin, Tempodrom, 20. Mai 1990

Pageturner – Literatur im September 2021Karine Tuil, Zeruya Shalev, Sarah Pinsker