Bill Gates fordert Roboter-SteuerGute, aber unpopuläre Gründe

Bill Gates

Foto: Screenshot (Quartz via YouTube)

Bekommt der Robi bei VW am Band bald eine Steuernummer?

In einem Interview mit Quartz hat sich der frühere Microsoft-Chef Bill Gates für eine Steuer auf solche Roboter ausgesprochen, die die Jobs erledigen, die früher noch von Menschen ausgeführt wurden. Der Philanthrop argumentiert dabei ganz nachvollziehbar. Würden die Bots am Fließband in ihrer Routine besteuert werden, stünde mehr Geld zu Verfügung, um beispielsweise genau die Ausbildungsberufe zu fördern, die bei wachsender Weltbevölkerung, aber auch in älter werdenden Gesellschaften immer wichtiger werden: Kinderbetreuung oder Altenpflege, also Jobs, die klassisch unterbezahlt, dabei aber enorm anspruchsvoll und körperlich anstrengend sind. Ein laut Gates positiver Nebeneffekt: Die Automation in Industrie und Handwerk würde verlangsamt und somit beherrschbarer werden.

Dass diese Strategie mittelfristig den Fortschritt ausbremsen könne, ist Gates wohl bewusst. Die mit so einer Steuer steigenden Kosten dürften nicht gerade auf offene Ohren stoßen. Gates sagt gleichzeitig jedoch, Regierungen müssten Regelungen treffen, um auf die steigende Zahl von Arbeitslosen vorbereitet zu sein, wenn immer mehr Jobs der Automation zum Opfer fallen.

Ein wichtiger, aber streitbarer und kontroverser Denkanstoß. Wenn auch in vielen westlichen Ländern die Arbeitslosigkeit auf einem Allzeittief ist, bringt die zunehmende Verschiebung von Jobs in den Dienstleistungssektor neue Probleme, die die reine Statistik als verfälscht dastehen lässt. Mindestlohn provoziert Aufstocken, die Tatsache, dass man einen Job hat, bedeutet noch lange nicht, dass man sich den Gang zum Amt sparen kann. Die Besteuerung von Robotern wäre nur ein möglicher Schritt von vielen, die nötig wären, um dem Problem mittel- und langfristig beizukommen und die soziale Schere unserer Gesellschaften nicht weiter aus dem Ruder geraten zu lassen.

Das Europäische Parlament hat sich in der vergangenen Woche gegen eine solche Besteuerung ausgesprochen und möchte vielmehr mit einem ethisch motivierten Regelwerk die zunehmende Automatisierung mit der menschlichen Arbeitskraft harmonisieren.

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