Auf dem Weg: Gori/GeorgienEine Kamera, ein Bild und seine Geschichte
7.5.2014 • Gesellschaft – Text & Bild: Fabian ZapatkaSeptember 2008, ungefähr einen Monat nach dem Fünf-Tage-Krieg zwischen Georgien und Russland.
Die Lage schien wieder ruhig genug, um unserer journalistischen Neugier nachzugeben und doch nach Georgien aufzubrechen. Diese Tour, wieder einmal mit unseren alten Rennrädern, starteten Lorenz Schröter und ich in Batumi am Schwarzen Meer. Nach der Invasion Russischer Truppen schien niemand zwischen Adscharien und Tibilisi nicht auf die russischen Schweine schimpfen zu wollen.
Außer an einer strategisch wichtigen Brücke stießen Lorenz und ich allerdings auf keine nennenswerte Zerstörung aus den letzten Monaten.
Später passierten wir noch eine damals berühmte Pipeline, aber das führt zu weit. Der Start dieser Reise, Batumi, beherbergt ein kleines Stalin-Museum, das diesem bekanntesten aller Georgier gewidmet ist. Stalin war gerade zum beliebtesten Russen nach Alexander dem Großen gewählt worden. In der subtropischen Schwarz-Meer-Stadt findet sich von dem nach eigener Namensgebung eisernen Josef nur ein Handtuch. Eigentlich sollte daher im Lonely Planet auch besser Stalins Handtuch-Museum stehen.
Gori hingegen kann schon mit der größten verbliebenen Stalin-Statue aufwarten. Auf diesem Bild sieht man sie vor dem Museum umgeben von Wagen des Roten Kreuzes. Als wir mit unseren Rädern eine falsche Abzweigung über die viel zu hohen Berge des Kaukasus genommen und ewige, öde, heiße Ebenen überwunden hatten, stieg die Spannung auf Gori. Vor kurzem wurde die Stadt noch von russischer Luftwaffe bombardiert und nun war beinahe jedes Hotelzimmer belegt, vermietet zu nie gekannten Preisen an die UNO und das Rote Kreuz. Ein Zimmer fanden wir, rüber in die neuentstandene russische Provinz Abchasien kamen wir aber nicht. Die Grenze blieb zu. Den Russen sind wir nicht begegnet, aber dem in Georgien sehr beliebten Apfelwein in wie immer rauen Mengen. Nichts für deutsche Radfahrer. Schnell machten wir uns auf nach Tibilisi.
Fabian Zapatka ist Fotograf. Er bereist teils Orte, von denen viele von uns nicht mal wissen, dass es sie gibt. Für Das Filter öffnet er jetzt nach und nach sein Archiv. Ein neues Bild und eine neue Geschichte gibt es jeden Mittwoch, nur hier bei uns.
Letzte Woche war Fabian Zapatka in Wadi Rum/Jordanien.