Der Filmemacher und Regisseur Clément Oberto lässt im Gegenlicht der Sonnenuntergangs am Pazifik die Zeit still stehen. Mit Musik von Mr. Flash
Zwar dauert es noch exakt vier Wochen, bis die Uhren auf die Winterzeit um eine Stunde vorgestellt werden und die Dunkelheit so noch schneller über der Welt hereinbricht: Das verbleibende Licht ist aber schon jetzt ein anderes. Immer dann, wenn die Sonne nich genug Kraft hat, durch die Wolken hindurch zu wirken, erstrahlt alles sanft und gülden. Vielen ist es die liebste Zeit im Jahr, da dreht die Melancholie frei und man beginnt damit, die Bucketlist der wichtigen To-dos für die verbleibenden Tage des Jahres erst aufzusetzen und dann – sonnenbebrillt – abzuarbeiten.
Das ist ungefähr die Stimmung, die Clément Oberto in seinem neuen Kurzfilm „Cream“ am Strand von Santa Monica einfängt. Natürlich sind die Bedingungen dort ganz und gar anders, Jahreszeiten eher ein Begriff aus der Welt der Fabeln, und die Sonne, die gnadenlose Sonne, ein ebensolcher Begleiter.
Oberto beschreibt die Stimmung seines neuen Werkes als „apokalyptisch“. Die rot eingefärbten Zeitlupen, das Grobkörnige und die fast schon einschüchternde Nähe, mit der er hinter der Kamera Jane Cogger einfängt, deren Eis langsam aber sicher in der abendlichen Hitze dahinschmilzt, ist für ihn ein Flirt mit der Ästhetik des Horrorfilms. Das muss man nicht so interpretieren, Oberto fügt an: „I wanted to leave room for imagination and allow the viewer to connect with his/her own sensations, his/her own need for connection.“
Denn genau darum geht es Oberto. Die in uns allen wühlende Einsamkeit zu analysieren und zu visualisieren. Und für einen Moment zu durchbrechen: „In everyone’s loneliness is a form of universality: The time we share.“
Starke Bilder – und die gibt es hier – brauchen starke Musik. Für „Cream“ hat Oberto mit Mr. Flash zusammengearbeitet. Der Franzose und erste Künstler überhaupt, der bei Ed Banger Records unterkam, für Mos Def und Sébastien Tellier produziert hat, teilt nicht nur Obertos Hang zur Melancholie, sonder auch dessen Schicksal, ohne Freunde, Netzwerk und Bekannte in Los Angeles aufzuschlagen und erstmal zurechtkommen zu müssen. Seitdem sind die beiden Buddys. So ist „Cream“ auch ein Beweis der Freundschaft: drei Minuten und 28 Sekunden lang.