Kurzfilm: „Détour“ von Michel GondryFahrrad sucht Kind, Kind sucht Fahrrad

Detour Michel Gondry

Der französische Regisseur Michel Gondry hat sich von Apple überreden lassen, einen Kurzfilm nur mit dem iPhone zu machen. Ein Marketing-Handschlag, der sich als wundervolle Zerstreuung entpuppt.

Die Familie fährt in Urlaub, der VW-Bus ist voll, die Fahrräder sind an die Heckklappe geschnürt, der Gurt reißt, das Kinderfahrrad der kleinen Tochter geht verloren, die Tochter ist traurig, das Dreirad aber hat seinen eigenen Willen und findet die Familie schließlich wieder. So ungefähr geht die Geschichte von „Détour“, einem wirklich putzigen und kurzweiligen Shortie von Gondry, den man sich jetzt im Netz anschauen kann. Frankreich, Sommer, ab an die Küste: Das passt in die Jahreszeit und ist zudem auch noch wirklich gut fotografiert. So wird aus einem komprimierten Roadmovie eine mitunter surreal anmutende Reise, die sich anfühlt, als hätte Jacques Tati die „Herbie“-Filme von Disney dirigiert.

Gondry

Regisseur Michel Gondry. Foto: Apple

Das gilt für bestimmte Einstellungen und Szenen, die wie eine für die Gegenwart adaptierte Version der „Ferien des Monsieur Hulot“ wirken, vor allem aber gilt es für das Sound Design. Auch damit kannte sich Tati aus, der seine Filme so nicht nur visuell, sondern auch auditiv zu etwas Besonderem machte. Wenn das Dreirad quietschend die Serpentinen der Alpen runterrattert, in den Bergbach fällt, sich auf der Autobahn immer wieder vom Fahrtwind der LKWs beschleunigen lässt und schließlich metallisch zitternd seine „Familie“ wiederfindet, dann brummt, surrt und rumpelt es an allen Ecken und Enden ganz vorzüglich. Das ist vielleicht eher zufällig passiert, ist aber das, was den Kurzfilm so besonders macht. Und das Happy End ist dann doch ganz anders als erwartet.

Wer wissen will, wie „Détour“ technisch umgesetzt wurde, kann sich hier informieren.

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