Amazon Fire PhoneDas eigene Smartphone des Online-Händlers ist da

Jeff Bezos

Jeff Bezos, der Amazon-Boss. Bild: Engadget

Bei Anruf Shopping.

Dass Amazon an einem eigenen Smartphone arbeitet, galt schon seit langer Zeit als gesetzt. Gestern nun hat der Chef des Online-Ladens das Fire Phone der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit einigen interessanten Features und Alleinstellungsmerkmalen, mit denen sich das Unternehmen eine Marktnische schaffen will. Und die potenziellen Besitzer zum Einkaufen animieren will. Zum Noch-mehr-Einkaufen.

Sieht man zunächst von den speziellen Features ab, scheint das Fire Phone ein sehr solides Smartphone. Mit kompakten Maßen, einem gut proportionierten Display, einer Highend-Kamera und kraftvollem Akku. Auf dem Fire Phone läuft Googles Android-Betriebssystem, wovon der Nutzer, genau wie bei den Amazon-Tablets jedoch nicht viel merken wird. Denn über Android stülpt Amazon das „Fire OS“, eine tiefgreifende eigene Oberfläche, die das in den Vordergrund rückt, was dem Unternehmen am wichtigsten ist: die Inhalte. Also Musik, Bücher und Filme, die man - natürlich - bei Amazon gekauft hat.

Doch das Telefon kann mehr, oder: verspricht mehr. Auf der Vorderseite findet sich nicht nur die übliche Selfie-Kamera, sondern gleich vier weitere kleine Objektive, die den User konstant beobachten und die Position des Kopfs messen und an das Telefon melden. „Dynamic Perspective“ nennt sich dieses Feature, mit dem die Darstellung auf dem Display immer dem aktuellen Blickwinkel der Person angepasst werden soll, die das Telefon benutzt. Das ist - technisch formuliert - eine Art Mashup aus offenbar gut funktionierender 3D-Implementation und der Idee, die Apple seit knapp einem Jahr auf iPhone und iPad einsetzt. Bei Apple lässt sich so jedoch lediglich der Bildschirmhintergrund bewegen, Amazon geht beim Fire Phone deutlich weiter. Denn der Parallax-Effekt greift tiefer und steht auch in Apps zur Verfügung. Beispiel: Maps. So braucht man nicht länger den Finger auf dem Touchscreen, um die Perspektive zu wechseln, sondern muss lediglich in einem anderen Winkel auf das anliegende Kartenmaterial schauen. Den Rest erledigen die Kameras. Und das ist auch der grundlegende Unterschied zu anderen Smartphones: Die nutzen fest verbaute Sensoren und reagieren auf faktische Bewegungen der Hand. Beim Fire Phone soll das dank der Kameras und Software besser und einfacher funktionieren.

##Weniger touchen

Firefly

Bild: Amazon

Das wichtigste Feature aus Amazon-Sicht ist jedoch die Firefly-Technologie. Man kennt das ja. Mit Telefonen lassen sich Barcodes und QR-Codes scannen, um so weiterführende Informationen zu bestimmten Produkten zu bekommen, oder um auf Webseiten umgeleitet zu werden, ohne die URL im Browser eingeben zu müssen. Firefly soll das einfacher gestalten. Denn das Telefon hört zu, wenn Musik läuft und bietet den sofortigen Kauf an. Das Gleiche gilt für für Filme, Fernseh-Serien, vor allem aber auch für Dinge, die von der Kamera identifiziert werden. Über 70 Millionen Produkte warten auf einen Abgleich in Amazons Datenbank. Shopping war nie einfacher. Oder nie gruseliger. Die Analyse-Software scheint aber auch in anderen Situationen eingesetzt zu werden: Die Kamera scannt Bilder und Text, abstrahiert die Informationen und übernimmt sie direkt ins Telefon. Telefonnummern, Adressen, Webseiten lassen sich so schnell und praktisch abspeichern. Mit Firefly macht Amazon das Fire Phone zu einem mobilen Kaufhaus. Einem Kaufhaus, das immer zuhört, immer Bescheid weiß. Happy shopping eben. Es ist mal wieder einer dieser digitalen Kompromisse, die man als User eingeht. Praktische Features gegen die konstante „Erinnerung“, doch noch vielleicht etwas vom virtuellen Regal mitzunehmen.

Wie nützlich das alles ist und wie gut es funktioniert, bleibt zunächst abzuwarten. Das Fire Phone kommt Ende Juli in den Handel, allerdings nur in den USA. Wie so oft bei Amazon ist über die Verfügbarkeit außerhalb Amerikas aktuell nichts bekannt, es wird also noch eine Weile dauern. Wenn es überhaupt bei uns erhältlich sein wird. Vielleicht das Fire Phone auch nur ein Test, der in den kommenden Monaten feingeschliffen, verbessert und verändert wird.

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