Taylor Deupree, Monophonics, FlasherWochenend-Walkman – 17. Juni 2022

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Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: Taylor Deupree, Monophonics und Flasher

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Taylor Deupree – Harbor

Thaddi: Nach den Breaks von Mike Paradinas in der vergangenen Woche ist das Ziel für die zwei kommenden Tage Hitze ganz einfach: chillen. Mit Taylor Deupree geht das in der Regel wunderbar. Gerade dann, wenn er wie auf diesem neuen Album smooth unterwegs ist. Wunderbare Soundscapes, immer kurz vor dem Kipppunkt. Genug Geräusch, um sich wohlfühlen zu können bei gleichzeitiger Irritation im Stereofeld. „Harbor“ ist eine dieser Platten, die erst richtig gut wird, wenn man das Fenster aufmacht, den Krähen auf dem Sims gegenüber und den Kids auf dem Spielplatz nebenan auch ihren Platz in dieser Musik einräumt.

Monophonics – Sage Motel Cover

Monophonics – Sage Motel

Ji-Hun: Die Band Monophonics aus der San Francisco Bay Area veröffentlicht seit 15 Jahren Musik. Im Bereich des zeitgenössischen Soul und Funk ist die Band international eine profilierte Bank. Es handelt sich laut eigenem Branding um psychedelischen Soul und bedient sich bei all den großen Perlen, die in den 60er- und 70er-Jahren entstanden sind. Ihr aktuelles Album „Sage Motel“ verortet sich ebenfalls in diesem Feld und es ist vor allem die Produktion von Mastermind Kelly Finnigan, die den Langspieler zu einem wohligen Spektakel werden lässt. Elegante Streichinstrumente, beeindruckende Musikalität, Tape-Sättigungen und Zeitlosigkeit machen die zehn Songs aus. Das ist im besten Sinne intergenerational, weil üppig, retro und dennoch frisch.

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Flasher – Love Is Yours

Jan-Peter: Auch wenn ich in meiner Neunzigerjugend musikalisch alles andere als Indie unterwegs war, viel zu beschäftigt mit Techno, so hat mich das Genre und der Habitus doch immer fasziniert. The Breeders habe ich mir allein wegen des Cannonball-Videos als die coolsten Socken jenseits des großen Teichs vorgestellt. Flasher erinnert mich an diese Leichtigkeit: Die Indierocker aus Washington D.C. haben zwar eine etwas komplizierte Band(member)geschichte mit Zu- und Abgängen. Aktuell besteht die Formation aus dem Gitarristen Taylor Mulitz und Schlagzeugerin Emma Baker, die sich den Gesang teilen, nachdem der bisherige Sänger und Bassist Daniel Saperstein von Bord ging. Aber das dritte Album „Love Is Yours“ lässt sich das „it's complicated“ nicht anmerken – flott, hookig, eingängig, charmant nostalgisch auf gewisse Art, aber nicht doof retro. Kleiner, feiner Unterschied. Zwölf Bonuspunkte für das sensationelle Artwork des Covers: eine Ali-Mitgutsch-Dystopie.

Shoko IgarashiUnser Mix der Woche

Frequenzfilter 18. Juni 2022 – andere Medien, andere ThemenAvocados, Krankenkassen, Grenfell Tower