Puma Blue, Pastel Coast, HeliosWochenend-Walkman – 04. Juni 2021

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Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: Puma Blue, Pastel Coast und Helios.

Puma Blue In Praise of Shadows Cover

Puma Blue – In Praise of Shadows

Ji-Hun: Den englischen Act Puma Blue habe ich neulich auf einem Konzert für mich entdeckt. Das Konzert auf war YouTube (natürlich), das aber bei allen Defiziten von digitalen Livekonzerten, toll gefilmt, brillantes Sounddesign und ebenso so tolle Musiker:innen hatte. Wie sehr diese Performance hängen geblieben ist, ich die ganze Stunde mit leuchtenden, nicht trauen wollenden Augen angeschaut habe. Hinter Puma Blue steckt der Londoner Sänger und Songwriter Jacob Allen, geboren 1995. Seine Musik ist so anmaßend groß und zeitlos, dass selbst die Schlafzimmer-Produktionen auf seinem Debüt „In Praise of Shadows“ wie gewollte Meisterwerke anmuten. Die Einflüsse sind divers und doch fließt das alles wundervoll zusammen. LoFi-HipHop-Beats von Stones Throw, Jeff Buckley, Sade, Radiohead, George Michael, D’Angelo. Das liest sich wie eine Fantano-mäßige Top 5 von Lieblingsartists. Aber in der Tat, Puma Blue ist zumindest was das Musikalische anbetrifft, schon ziemlich oben angekommen. Ob das der Rest der Welt nun mitbekommt oder nicht, vielleicht ist mir das diesmal einfach egal.

pastel coast

Pastel Coast – Sun

Jan-Peter: Oh là là, ein neues Phoenix-Album. Mais non, doch nicht. Aber fast. Ich habe es nicht recherchiert, aber ich bin mir sicher, sämtliche Bandmitglieder von Pastel Coast haben als Kinder in United-Bettwäsche geschlafen. Da ist auf jeden Fall was hängengeblieben. Ist aber nicht verkehrt: „Sun“ ist ein sehr eingängiges, poppiges Album, das zwischendurch auch mal (mir etwas zu) verspielte, dann wieder klar nach vorne rausgehende Stücke hat. Ein bisschen von den guten alten kanadischen Stars schwingt mit, ein bisschen Empire of The Sun, alles ganz nice. Das Schlussstück „Radiant“ ist für mich das beste, so stelle ich mir eine Phoenix-Contriva-Supergroup vor. Den Album-Vorgänger „Hovercraft“ habe ich mir in diesem Zuge auch angehört, die Langspielplatte aus dem Jahr 2019 gefällt mir noch ein bisschen besser. Was soll ich sagen, es ist charmanter Gitarrenpop mit vielen Verweisen, dabei aber nicht epigonenhaft. Hört es euch an.

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Helios – Eingya

Thaddi: Die Musik von Keith Keniff aka Goldmund und Helios ist mir über die Jahre sehr ans Herz gewachsen. Und es war mir immer eine Freude, mich mit ihm auszutauschen – zuletzt 2018. Nun wird eines seiner wichtigsten Alben neu veröffentlicht. „Eingya“ erschien 2006 – eine Ewigkeit ist das her. Wann ich das Album zuletzt gehört habe? Ich habe beim besten Willen keine Ahnung. Doch ich erinnere noch sehr gut die Zeit des Releases auf Type – dem Label meiner guten bekannten John und Steff. Damals passte das Album perfekt in die Zeit – zwischen quirky Electronics und jeder Menge Akustik. Heute ist die Platte ein dankbarer und dringend benötigter Rückzugsort, die von ihrer Magie nichts verloren hat. Keniff verdient sein Geld ja vor allem mit Gebrauchsmusik – mit Sound für Werbung etc. Allein damit hat er uns schon viele schöne und vor allem emotionale Momente beschert, ganz egal wie berechnend das war. Hier zeigt sich der Ursprung dieses Gefühls, das mich hoffentlich durch den Sommer tragen wird. Sanft und nah dran. Und selbst wenn ihr die Musik nicht mögt, euch vielmehr darauf freut, dass die Clubs wieder aufmachen und das Geballere wieder losgeht: Irgendwann kommt ihr nach Hause. Und wenn dann so ein Artwork wartet, wird auch das Runterkommen einfacher.

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