Gema und YouTube legen Lizenzstreitigkeiten beiDann kann der Abo-Service ja kommen
1.11.2016 • Sounds – Text: Thaddeus HerrmannNach jahrelangem Streit über eine angemessene Vergütung für Musikvideos haben sich das Google-Unternehmen YouTube und die deutsche Verwertungsgesellschaft Gema geeinigt. Das kommt überraschend.
Musikvideos auf YouTube schauen? Mit einer deutschen IP-Adresse war genau dies in den vergangenen Jahren oft genug kein Vergnügen bzw. unmöglich. Seit 2009 stritt die Gema, die zuständige Verwertungsgesellschaft, mit der Streaming-Plattform über einen Rahmenvertrag für die Lizenzierung. Argument der Gema: YouTube ist ein Ausspielweg wie Radio und Fernsehen, der Einsatz von Musik, die bei der Verwertungsgesellschaft registriert ist, muss also vergütet werden. 0,375 Cent wollte die Gema von YouTube pro Video-Aufruf, so zumindest die Summe, die beim letzten Gerichtsverfahren im Januar diesen Jahres im Raum stand. Die Gema verlor das Verfahren vor dem Oberlandesgericht München. Argument von YouTube: Man biete die Musik ja nicht selbst an, sondern stelle lediglich die Plattform zur Verfügung.
Offenkundig haben beide Parteien kein Interesse an weiteren Rechtsstreitigkeiten: Ab heute gehören Fehlermeldungen auf YouTube, dass Video XY in Deutschland nicht verfügbar ist, der Vergangenheit an. Man hat sich geeinigt.
Es ist eine Einigung auf freiwilliger und außergerichtlicher Basis, im Sinne aller Beteiligten. Die Rechtsabteilung von YouTube will zwar offiziell weiterhin nicht anerkennen, dass das Unternehmen überhaupt mit der Gema verhandeln muss, gesteht sich mit dieser Übereinkunft jedoch ein, dass kein Weg an der Gema vorbeiführt, wenn man den Abo-Service – YouTube Red – voranbringen will. Für die marktübliche Monatsgebühr lässt sich so YouTube werbefrei nutzen, Musikvideos können auf dem Smartphone und Tablet im Hintergrund – also bei geschlossener App – abgespielt werden. Hinzu kommen Inhalte, die ausschließlich für YouTube produziert wurden. Der Service ist aktuell in vier Ländern verfügbar: USA, Australien, Neuseeland und Mexiko. Dass genau dieser kostenpflichtige Abo-Dienst das Zukunftsmodell für YouTube ist, zeigt ein Blick auf die Video-Plattform im aktuellen Zustand: Man wird den Eindruck nicht los, dass Google mit immer mehr Werbeclips die Kunden „auf die harte Tour“ von den Vorteilen eines Abos überzeugen will: YouTube macht im Moment wenig Spaß.
Dass YouTube Red auch in Deutschland starten wird, ist nun klar. In der Pressemitteilung der Gema wird bereits explizit darauf verwiesen, die getroffene Vereinbarung beinhaltet den Abo-Service bereits. Arme hoch, wer bei YouTube zukünftig zehn Euro pro Monat einwerfen möchte!
Die rund 70.000 in der Gema organisierten Musikurheber können sich mit der heute publik gewordenen Einigung zudem über eine Abschlagszahlung freuen, die bis 2009, dem Beginn der Streitigkeiten zurückreicht.
Über die genaue Vergütung für den Abruf eines Videos auf YouTube liegen keine Informationen vor.
Über die komplexe Vergütung auf YouTube jenseits der Verwertungsgesellschaften hat Das Filter bereits im Juni 2014 informiert.