Filter Tapes 006„Lieblinge“ von Doumen Records
21.5.2014 • Sounds – Text: Ji-Hun Kim, Illustration: Katrin BehrensUnsere Reihe Filter Tapes ist Content-Sieb auf Notenpapier. DJ-Mixe mit Long Tail, nicht nur von DJs. Wer tagtäglich Inhalte konsumiert, produziert, entsprechend bewertet und hoffentlich auch verwertet, hat eine extra Portion Summen, Brummen, Euphorie und ein In-die-Hände-Klatschen verdient. Das seid ihr, liebe Leserinnen und Leser. Heute: Constantin Menze vom Label Doumen Records aus Leipzig.
Der sechste Teil unserer Filter Tape-Serie stammt vom Leipziger Label Doumen Records, oder in diesem Falle konkret von Constantin Menze, der das Label mit betreibt. Wenn Constantin auflegt, macht er das gerne unter dem Namen Wilhelm. Doumen ist ein aus unserer Sicht spezielles Label, was es wiederum zu einem potentiellen Lieblingslabel macht. Ein kleiner Künstlerkreis, viel Liebe zum Detail wenn es um die Gestaltung von Schallplatten geht.
Ein individueller, wie aber auch inspirierender und gerne unorthodoxer Sound-Ansatz. Das Album von Praezisa Rapid 3000 mit dem komischen Zahlencodetitel 314159265 vom vergangenen Jahr läuft noch immer in der Schwerrotation. Lange hat Elektronik nicht mehr so eindeutig, präsent, indie und klug geklungen. Kürzlich erschien die EP „Transalp“ von Ben Jacov. Wir haben Constantin zu der Idee seines Mixes gefragt, aber auch, wer genau hinter dem Label steckt und was es mit den Reizwort-Paar Gentrifizierung und Leipzig auf sich hat.
Hallo Constantin, erstmal vielen Dank für dein wunderschönes Filter Tape. Wie ist die Musik- /Artistauswahl entstanden?
Sehr gerne! Die Musik- und Artistauswahl kam eigentlich ganz einfach zu Stande: Lieblingstracks gepaart mit Sachen, die gerade in meinem Umfeld entstanden sind und bald erscheinen: Von Steve Moore und Terre Thaemlitz, zwei meiner absoluten Lieblingsartists bis zu Weber / Timoka / Leibniz, die gerade sehr erfrischende Sachen machen und aus meinem näheren Umfeld stammen. Im Grunde ein Mix voller Lieblingsmusik!
Gemeinsam mit Henrik Jacobsen betreibst du seit 2011 das Label Doumen. Ein aus unserer Sicht ganz besonderes Label aus Leipzig. Die Stadt ist in unseren Kreisen sonst eher für House-Musik bekannt. Welche Idee verfolgt ihr? Wo würdet Ihr euch selber verorten?
Im Grunde betreiben wir das Label eigentlich zu fünft: Neben Henrik und mir sind noch Konstantin "Miami" Müller, Robert Guschel und Devaaya Sharkattack involviert. Wir machen das, worauf wir Bock haben und setzen uns da keine wirklichen Grenzen. Der Doumen-Kosmos ist da ziemlich variabel. Und wir nehmen uns auch selber nicht allzu Ernst. Im Prinzip verfolgen wir eigentlich keine bestimmte Idee, sondern vielmehr wollen wir Musik veröffentlichen, die wir toll finden, aber eben Musik die "anders" ist. Wir hatten noch nie Bock darauf, ein 08/15 House/Techno Label zu sein, wir sind vielem gegenüber aufgeschlossen und wichtig ist auch immer, das wir eine persönliche Ebene mit den Künstlern haben, die bei uns veröffentlichen.
Erzähl uns was über die Artists, die bislang bei Euch veröffentlicht haben.
Da haben wir zum einen Praezisa Rapid 3000 (das sind Henrik, Robert und Devaaya), für die wir im Prinzip Doumen gegründet haben, um der Musik eine Plattform zu geben und eine Platte zu machen. Simon12345 ist Henriks "Soloprojekt", das ist dann schon viel sperriger und hat mehr Tiefe im Vergleich zu Praezisa Rapid. Ben Jacov hat unsere aktuellste Scheibe herausgebracht, er ist aus Berlin und hatte uns Tracks geschickt und wir waren sofort überzeugt von seiner Musik, ein klassisches Beispiel dafür wie unser Label funktioniert. Remixe kamen bis jetzt u.a. von Map.ache, Scherbe oder Webermichelson, die wir alle gut kennen.
Wie in anderen Städten zwar auch, wird aber vor allem in Leipzig gerade viel über Gentrifizierung diskutiert. Wie seht ihr die Situation, wie verändert sich die Stadt im Moment? Was hat das für Auswirkungen auf die Szenen bei Euch?
Ich weiß nicht so richtig, was ich davon halten soll. Manchmal habe ich das Gefühl, dass diese ganze Debatte auch verstärkt von Außen hereingetragen wird. Es gab ganz lange überhaupt gar keine Debatte um Gentrification in Leipzig. Da wurde immer gesagt: „Gibt es bei uns nicht! - Leipzig schrumpft doch" - aber ganz klar: Leipzig ist gerade hochinteressant für Investoren und das macht sich absolut bemerkbar. Viertel werden "aufgewertet" durch Komplettsanierungen und der ganze Rattenschwanz. Die Mieten steigen. Für uns und die "Szene" macht sich das noch gar nicht so sehr bemerkbar. Es gibt noch viele Orte und Freiräume, in denen subkulturell viel passiert. Noch immer entdecken Menschen spannende Locations für Veranstaltungen. Aber es tun sich auch negative Seiten auf. Für Bands ist es bspw. sehr schwer geworden, ordentliche Proberäume zu bekommen. Man wird sehen müssen, was hier genau passieren wird.
Tracklist
- Terre Thaemlitz – Trucker – Instinct Ambient
- Steve Moore – Endless Mountains – Spectrum Spools
- Vermont – Rückzug – Kompakt
- Weber – Quote – Holger
- Dollkraut – La Banda Dello Scorpio
- Webermichelson - P.O.P. 1 (Timoka Rework) – NYT
- Simon12345 & The lazer twins – Leibniz remix – Doumen
- Djrum – Honey - 2nd Drop Records
- Leibniz – PukPukPuk – shtum
- Projektname Unbekannt – Dresden, den 15.05. 2005 – Uncanny Valley
- Vril – Torus VIII – Forum
- Webermichelson - Stop Your Drama (Timoka Rework) – NYT
- Forest Swords – The Plumes – Tri Angle