Gut zuhören, hier hat jemand viel durchgemacht.
Es gibt Momente, da möchte man einfach alles hinwerfen. Lug und Trug hält auch der stärkste Mensch auf Dauer nicht aus. Wie weiter? Wie wieder aufstehen? Wieder anfangen? Der Brite Douglas Dare hat sich für das entschieden, was er am besten kann. Musik machen. Und hat ein neues Album produziert.
2014 überraschte der Produzent mit seinem Debüt „Whelm“ auf Erased Tapes, einem starken und mutigen Entwurf, der seine schon ziemlich einzigartige Stimme in einen steten Dialog mit dem Klavier treten ließ. Musik, die nicht einfach nebenbei dudeln kann, Musik, die volle Aufmerksamkeit erfordert. Musik, die man entweder begierig aufsaugt oder aber kategorisch auf den Recycling-Stapel legt. Nun ist der Nachfolger fertig. „Aforger“ erscheint Mitte Oktober.
Aforger? Das ist „a forger“, also ein Fälscher, nur einfach ohne Leerzeichen zwischen Artikel und Substantiv. Für solche kleinen Details hatte Dare nicht wirklich Zeit in der jüngsten Vergangenheit. Um es kurz zu machen: Sein Leben zerbrach. Wie und warum, das wird man sicher in zahlreichen Interviews, die die Veröffentlichung des Albums begeleiten werden, nachlesen können. Denn Dare thematisiert die schwierige Zeit ganz offen und ehrlich. Die Platte hingegen dreht sich um andere Dinge. Er wollte „kein Trennungsalbum“ schreiben, sondern sich vielmehr – ganz in der Fälscher-Tradition – neu erfinden, Dinge nachahmen und ihnen seinen eigenen Stempel aufdrücken, die Grenzen zwischen Identität und Realität hinterfragen und neu aufstellen.
Das muss einen alles nicht interessieren. Denn: Entweder mag man Dares Musik oder eben nicht. „Doublethink“, der erste Track der neuen Platte und bei uns in der exklusiven Premiere, ist von George Orwell und dessen gleichnamigem Prinzip aus „1984“ inspiriert. Die Welt ist ein zweischneidiges Schwert – sowieso! – und manchmal ist es vollkommen in Ordnung, zwei eigentlich sehr konträre Ansichten in seinem Kopf zu vereinen, doppelzudenken. Die Wahrheit ist das eine, aber die ertrage ich gerade nicht. Also tue ich so, als wüsste ich es nicht besser.
Ähnlich schwer wie dieser ganze Überbau präsentiert sich auch der Track. Schlecht ist das hingegen nicht, ganz im Gegenteil. Und wie die restlichen Stücke klingen, wissen wir spätestens im Oktober.