„Intuitiv kochen erfordert viel Erfahrung“Advertorial: Die Köchin Linda Granebring im Portrait
5.4.2019 • Leben & Stil – Text: RedaktionDie schwedische Köchin und Kochbuchautorin Linda Granebring lebt und arbeitet in der kulinarischen Hauptstadt Paris und setzt sich für eine nachhaltige und kreative Art des Kochens ein. Auch profan erscheinendes, regionales Gemüse lässt sich immer wieder neu entdecken, so ihre Devise. Im Portrait schildert Linda ihre Philosophie, was sie vom Macho-Sternewahnsinn in der Spitzengastronomie hält und wie sie – Vorsicht, Spoiler! – den besten Tomatensalat der Welt erfunden hat.
Geboren und aufgewachsen ist Linda Granebring auf Hasslö, einer kleinen Insel im Süden Schwedens. Schon im Elternhaus spielten gute regionale Produkte und ausgewogenes Essen eine wichtige Rolle. Wenn es auf dem Markt ein frisches Hähnchen gab, dann wurde bei den Granebrings immer auch kreativ geschaut, was es Passendes an erntefrischen Zutaten dazu gab. Eine Idee, die die 33-jährige Linda heute immer noch verfolgt. Ein richtiges Bewusstsein für Essen zu entwickeln und einen möglichst kleinen Fußabdruck in der Umwelt dabei zu hinterlassen, sind dabei ihre wichtigsten Anliegen. So ein Ansatz sei zwar mit Aufwand verbunden, lohne sich aber immer, beteuert die Spitzenköchin.
Vor zehn Jahren zog Linda nach Paris. Auch wenn neue Schulen wie die Nordic Cuisine oder die spanische Molekularküche weltweit seit der Jahrtausendwende große Hypes im Kulinarikdiskurs losgetreten haben – Paris ist und bleibt die Referenzstadt, wenn es um Spitzengastronomie geht. Linda Granebring arbeitete ihre ersten acht Jahre in Pariser Restaurants. Davon leitete sie vor ihrer heutigen Selbstständigkeit vier Jahre lang die Küche vom „The Broken Arm“. „Paris hat eine großartige Foodszene“, erklärt Linda, „Die Esskultur ist divers. Natürlich findet man hier die traditionelle französische Küche, aber auch fantastische türkische, chinesische, marokkanische und indische Einflüsse. In Frankreich wird viel Wert auf hochwertige Zutaten und Produkte gelegt. Direkt bei mir um die Ecke finde ich bestes Bio-Gemüse und schönen Fisch. Ich komme aus der schwedischen Provinz, und der Unterschied bezüglich des Angebots zu so einer Metropole ist natürlich groß.“
Nach ihrer Zeit im „The Broken Arm“ entschied sich Linda, ihren Job als festangestellte Küchenchefin aufzugeben und wurde Freelancerin. Seit zwei Jahren nun widmet sie sich freieren Projekten. Sie arbeitete als kulinarische Beraterin unter anderem in Kasachstan, kochte für Pop-up-Restaurants, fand aber vor allem Zeit, ihr erstes Buch zu schreiben und herauszubringen. Im Mai 2018 erschien „Food Pairing“ auf Französisch. Hierfür entwickelte und kuratierte sie 80 Rezepte: „Das Buch spiegelt meine Art zu kochen wider. Der Fokus liegt zwar auf saisonalem Gemüse, ist aber nicht dogmatisch vegetarisch. Ich zeige, wie ich Geschmackswelten und Aromen kombiniere, wenn ich ein Rezept kreiere. Das Buch ist voller Ideen und zeigt neue Geschmackskombinationen auf. Ich möchte meine Leser damit inspirieren und Gemüse neu entdecken lassen.“
Mehr und mehr sei Nachhaltigkeit heute für sie die wichtigste Konstante, wenn es ums Kochen geht. Und auch wenn sie es nicht offen ausspricht – wer so einen intuitiven, nachhaltigen, regional-saisonalen Ansatz fürs Kochen entwickelt hat, braucht keine Avocados, Chiasamen und Goji-Beeren, die allesamt über eine zweifelhafte CO2-Bilanz verfügen und heute eher geldbetriebene Trends mit fragwürdigen geopolitischen Auswirkungen als wirkliches Superfood sind.
Linda Granebring hält auch nicht viel vom ständigen Konkurrenz- und Profilierungskampf in der Spitzengastronomie. Gerade Männer tendieren dazu, sich mit Sternen, Hauben und Listenplatzierungen zu schmücken wie Kriegsherren mit Militärauszeichnungen. Beim Kochen geht es Linda um vornehmlich zwei Aspekte: Erstens, sich und andere Menschen satt zu machen und zweitens, sich dabei dennoch künstlerisch auszudrücken – und die Produkte, die die Welt zur Verfügung stellt, in etwas zu verwandeln, das Ästhetik, Freude und Sinnlichkeit vereint. „Ich persönlich wurde in Restaurantküchen zwar nie schlecht behandelt, aber es stimmt, dass an vielen Orten männlich-dominierte Hierarchien und Strukturen vorherrschen. Ich glaube indes, dass heute eine neue Generation von Männern mit versucht, diese Strukturen bewusst aufzubrechen. Männliche Köche sind heute noch immer viel sichtbarer als Frauen. Das liegt auch daran, dass Männer kompetitiver sind als Frauen. Mich interessiert es überhaupt nicht, der beste Koch der Welt zu sein. Ich möchte einfach nur gutes Essen machen und Menschen dabei inspirieren, besser zu essen.“
Wenn Linda über das Kochen spricht, weiß sie, dass das nichts ist, was man sich nebenbei eben drauf schaffen kann. Kreativität und Intuition basieren auf jahrelanger Erfahrung, aber genau diese will Linda auch teilen. Ihr Salat aus Tomate und Nektarine ist der beste Beleg für ihre einfach gedachte und großartige Kochkunst. Thermomix-Sousvide-Hobbyköche mögen gelangweilt die Nase rümpfen, das sei doch nur eine Caprese mit Obst. Aber genau diese Kombination in ihrer Einfachheit ist ein Heurekamoment. Das flaumigweiche Karamell der im Ofen gegrillten Nektarinen ergänzt die Creme der Burrata und herbe Frucht der Heirloom-Tomaten zu etwas, von dem man glaubt, so was muss es doch schon immer gegeben haben.
Ganz Italien wird sich fragen müssen, wieso ausgerechnet eine Schwedin mit Sitz in Paris solch ein Nationalgericht kreiert. Es sind aber eben auch die inspirierten Details wie die Zaatar-Gewürzmischung mit gehackter Haselnuss, Sumach und Oregano und der beachtvoll gewählte, hochwertige Weißweinessig. Zudem handelt es sich um einen Teller, der auch in der Zubereitung zu einfach ist, um nicht ausprobiert zu werden. Dieser Tage startet Linda Granebring eine Residency im „Au Quai“ an der Seine. Man darf sich also freuen: Endlich gibt es wieder für alle die Möglichkeit, von der Maestra persönlich bekocht zu werden.
Dieser Beitrag entstand im Rahmen der Reihe Culinary Encounters von Siemens Home in Zusammenarbeit mit Freunde von Freunden.