Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.
Lesen hilft
Es wird so viel gelesen wie nie, es wird so wenig gelesen wie nie. Geht man von einer Unterscheidung zwischen digitalem und „analogem“ Lesen aus, stimmt beides. Zwischen Bildschirmlicht und den altgedienten Buchstaben aus Papier besteht in Sachen Rezeption ein qualitativer Unterschied – zu dem Ergebnis kommen Neurowissenschaftler regelmäßig. Leseforscherin Maryanne Wolf beleuchtet diesen Unterschied ganz anschaulich im Interview mit NZZ Folio, ohne dabei als Feind des Digitalen oder Moralapostel aufzutreten.
„Es ist eine Frage, die sich jeder Mensch stellen sollte: Was hoffe ich zu gewinnen, wenn ich lese?“
Foto: Screenshot – YouTube
Chill-Playlisten
Die Musikjournalistin Amanda Petrusich macht für den New Yorker einen Selbstversuch mit dem YouTube-Kanal „Chillhop Music“ und fragt sich, wie es so weit kommen konnte. Warum muss heute immer und überall Musik dudeln? Und warum verkaufen uns die Streaming-Anbieter diese Art von Musik als Heilsbringer, um produktiver zu sein? Seit wann erfüllt Hintergrundmusik einen anderen Zweck, als eben nur im Hintergrund zu dudeln und kurze Zeitspannen vermeintlich angenehmer zu gestalten?
„Chill Hits. Chill Tracks. Chillin’ on a Dirt Road. Chill Vibes. Evening Chill. Chill as Folk. Boho + Chill. Acoustic Chill. Indie Chillout. Chill Singer-Songwriter. License to Chill. Indian Chill. Chill Covers. Lazy Chill Afternoon. Sunset Chill. Montréal Chill. Chill Instrumental Beats. Pop Chillout. It made me feel more agitated than relaxed, as if I were being placed on hold for an indefinite period of time—possibly the rest of my life.“
Foto: Igor Mukhin Wikimedia Commons
Der Fotograf als Spion
Wenn Expert*innen untereinander sprechen, muss man meist nur noch aufzeichnen: In der Wochenzeitung der Freitag entspann sich ein solches Fachgespräch unter Fotografen und Kreativen mit Boris und Vita Mikhailov, Tobias Zielony und Julia Boxler. Der ukrainische Fotograf Boris Mikhailov (*1938) gilt als wichtiger Chronist der sowjetischen Gesellschaft und ihres Zerfalls. Seine Porträts von obdachlosen Menschen („Case History“ 1997–99) machten ihn weltbekannt. Tobias Zielony (*1973) ist ein deutscher Fotograf, der ebenso visuell in Milieus forschte – ihn interessieren vor allem Jugendliche und Subkulturen. Mit Mikhailovs Frau Vita und der Filmschaffenden Julia Boxler reden sie über Fotografie als Widerstands- und Spionageakt, die Bedeutung des Farbfilms und den Alltag in der UdSSR.
„Aber hierbei spielt es eine Rolle, wenn der Fotograf selbst spürt, dass er kein Tourist ist. Wenn man außerhalb des Touristischen fotografiert, wird man auf einmal automatisch zum Spion.“
Foto: Michael Vadon Flickr
Ivanka Trumps Traumwelt
So detailreiche Porträts über Personen des Zeitgeschehens liest man nicht oft – Elaina Pott hat für The Atlantic einen solchen Artikel über Ivanka Trump verfasst und dafür über drei Monate lang an die fünfzig Menschen interviewt, unter anderem den Präsidenten Trump selbst und Jared Kushner.
Und was man dort alles erfährt – wie Jared seiner „Ivanks“ Hüttenkäse zum Frühstück zubereitet, die Schwierigkeiten, die eine „first daughter“ erlebt und natürlich wie sehr Donald Trump sie verehrt:
„You could tell by his eyes, the way they popped and gleamed and fixed on someone behind me. Only one person gets that kind of look from Donald Trump. “Oh!” the president said. “Ivanka!”“
