„Walking City“ von Matt PykeSchicker Animations-Roboter spielt mit der Monster-Ästhetik von Designers Republic
17.2.2014 • Film – Text: Thaddeus HerrmannWenn der Transformer auf seinem Sonntagsspaziergang ist: Matt Pyke zerbröselt Architektur.
Erinnert sich noch jemand an The Designers Republic? Die englische Design-Schmiede war in den frühen 90er-Jahren maßgeblich für das Aussehen der Rave-Bewegung verantwortlich. Nicht nur, weil aus den Sheffielder Büros die Platten-Cover für fast alle Releases auf Warp Records kamen. Der grelle und plakative Stil von Ian Anderson und seinem Team war Zeitgeist in Reinkultur. Das gefiel den Tänzerinnen und Tänzern genau wie Großkunden wie Coca-Cola oder Adidas.
Einer der Designer der ersten Stunde bei DR war Matt Pyke. Der verließ irgendwann die immer erfolgreicher werdende Firma und gründete Universal Everything. Mit einem reduzierteren Ansatz und viel kluger Kommunikation. Wo bei DR mit der 24. Sonderfarbe geprotzt wurde, wirbelt bei UE ein schlichtes Understatement.
Bei „Walking City“, dem neuen Kurzfilm des Studios, geht es ergo auch nicht um Acid, Smileys und einen Pantone-Overkill (gut, wir reduzieren DR hier gerade mächtig), sondern um Architektur. Um Utopien und die urbane Evolution. Klingt mächtig überkandidelt, ist aber eine der schönsten Video-Skulpturen des Jetzt. Und eine Hommage an das Londoner Architekten-Kollektiv Archigram, das in den 1960er-Jahren den Menschen in den Mittelpunkt der zunehmend dystopischen Hochhausisierung stellen wollte.
Pykes Vorteil: Er hat einen Bruder, Simon Pyke, der sich mit der Vertonung solcher Projekte auskennt. Seine Releases auf Warp und Worm Interface sind legendäre Beispiele der Elektronika. So ist nicht nur der Spaziergang des Transformers ein grafischer Hochgenuss. Simon Pykes neu entdeckte Liebe zum Shuffle macht den Film zu einem perfekten audio-visuellen Paket.