Im Kurzfilm „Unremarkable“, folgt der Zuschauer dem Weg einer toten bzw. ermordeten Frau. Vom Tatort geht’s mit kurzem Kühlhaus-Zwischenstopp in die Pathologie, schließlich zum Bestatter und zur letzten Begegnung mit der Familie. Der Tod als bloße Kette von Prozessen. Kalt, morbide, witzig, traurig – all das ist der Film von Jared Anderson in seinen 13 Minuten. Sehenswert für all jene, die den ungeschönten Anblick einer Obduktion ertragen können.
In Zeiten, in denen das Kino mehr und mehr zum Wiederkäuer seiner selbst mutiert, lohnt sich der regelmäßige Blick in Richtung Kurzfilm-Landschaft. Seit wenigen Tagen auf Vimeo: „Unremarkable“, der Kurzfilm bzw. die Abschlussarbeit von Jared Anderson im Rahmen seines Studiums am American Film Institute.
Das passiert: Eine Frau bricht auf einem Parkplatz zusammen. Der Zuschauer sieht Polizei und Spurensicherung, dann die Schusswunde. Was genau geschehen ist, bleibt zunächst unklar. Ab hier beginnt eine gemeinsame Reise der Leiche mit dem Zuschauer, der das Geschehen mal durch die Augen der toten Frau, dann wieder aus dritter Perspektive verfolgt.
Von routinierten Pathologen aufgeschnitten, seziert und wieder zusammengeflickt. Einbalsamiert und in persönlicher Ansprache für die Überführung zur Familie vorbereitet, als gleiche der Akt einem Besuch beim Hausarzt. Und dann ist da der Bestatter, für den sie auch nur eine von vielen ist. Am Ende hat die Person im Sarg mit der lebenden Frau vom Anfang nichts mehr gemein.
Die Handlung klingt unspektakulär – und genau das soll sie auch sein. Den meisten Menschen der westlichen Realität begegnet der Tod abseits von Nachrichten vor allem als persönlicher, schmerzhafter Verlust. „Unremarkable“ zeigt den Tod als alltägliche Routine, als Arbeitsalltag und Geschäft. Ein toter Mensch wird durchgereicht, es entsteht der Eindruck einer Verarbeitungs- oder schlimmer noch: Verwertungskette. Klingt ekelhaft, ist aber Tatsache. Ein starker Kurzfilm, der nicht zuletzt auch von den Einstellungen und Bildern lebt.
Ach ja: Wie es denn nun zum Ableben der Dame kam, wird schließlich auch noch aufgelöst.