Beefense heißt der neueste Streich der unabhängigen Spieleschmiede ByteRockers’ Games. Im liebevollen Design à la Warcraft, gilt es, das Bienenvolk gegen Flöhe, den Dreck der Menschen und bösartige Hornissen zu beschützen. Man merkt schnell: Der tägliche Struggle der Insekten ist kein kleiner, und leider steht auch die Realität dem Spiel in nichts nach. Bienen sterben, weltweit. Das Bewusstsein dafür zu schaffen und den großen Einfluss der Bienen auf unser Ökosystem zu zeigen, auch darum geht es den Machern. Wir haben das Spiel heruntergeladen und angezockt. Seitdem ernten wir Pollen, sammeln Nektar und schießen mit Kirschkernkanonen auf Hornissenköniginnen – und das im tiefsten Dezember.
Rohstoffe ernten, Türme bauen und verbessern, das Volk arbeiten lassen, gegen Feinde schützen und jene letztendlich besiegen – ein Strategie-Spiel-Ansatz, älter als die ersten Pixelsoldaten der Command-&-Conquer-Reihe und das Blizzard-Logo zusammen. Letztgenanntes dürfte auch für den Machern von Beefense bei der Entwicklung einige Male begegnet sein. Nicht nur, dass Beefense genau wie die Warcraft-Reihe dem oben erwähnten Strategie-Spiel-Ansatz (mit Fokus auf Verteidigung) folgt, auch die Optik erinnert stark die legendären Blizzard-Titel, nur dass statt hässlicher Orks, spitzohriger Elfen, knochiger Untoter oder den Menschen eben liebguckende Bienen für Aufbau und Verteidigung der Basis verantwortlich sind – was die Altersfreigabe freilich überflüssig macht. Obwohl die Grobschlächtigkeit einer „Zombee“ nicht zu unterschätzen ist.
Exkurs Biene – Bestäuber, Honigmacher, Weltenretter
Ihr Honig verpasst selbst dem bittersten Tee eine weiche Süße, die Schulzeit wäre ohne Honigwaffel auch irgendwie Mist gewesen, nebenbei halten Bienen das Ökosystem am Laufen und sind nach Rind und Schwein das drittwichtigste Nutztier. Kann man auch in Zahlen ausdrücken: 250 Milliarden Euro beträgt die weltweite Wertschöpfung der Biene ungefähr – pro Jahr. Und auch, wenn exakte Zahlen schwierig sind, unterm Strich steht viel. Neueste Erkenntnis: Die Insekten sind noch viel schlauer als gedacht, wie Wissenschaftler der Queen Mary University of London erst jüngst herausfanden (rechts das virale Video zur Studie).
Ausgerechnet Bienen sterben derzeit aber massiv aus, weltweit und weitestgehend unbeachtet.
Da muss man hingucken, da kann man doch was machen, dachten sich auch die Spiele-Entwickler von ByteRockers' Games´ irgendwann. Die Spieleschmiede versteht sich als Entwickler von „Spielen mit Mehrwert“ und dementsprechendem Bezug zur Realität, auch wenn die Macher selbst nicht von „Lernspielen“ sprechen würden.
Wir begleiten das Volk der Bienenkönigin mit dem bezeichnenden Namen Nektarine (kein Kommentar) bei seiner Suche nach einer neuen Heimat. Denn die alte wird zerstört – vergiftet vom Dreck menschlicher Fabriken. Selbst für Maja und Willi wäre das ein hoffnungsloser Fall. Und auch auf den kommenden Stationen der Reise trügt der anfängliche Blütenduft.
Während die einen Pollen sammeln, dank denen sich unser Volk vergrößert und wir die Basis – pardon, den Bienenstock – verstärken können, sammeln andere Nektar, mit denen wir die fleißigen Arbeiter bei Laune halten. Das ist auch bitter nötig. Ohne Nektar-Power können die Genossen auf den Türmen nicht die Kirschkern-Minigun bedienen, mit der wir unseren Feinden die Facettenaugenoptik verhageln. Neben Flöhen stehen den Bienen bösartige Hornissen gegenüber. Zunächst lebend, später als Zombies. (Die Untoten haben also doch ihren Weg in dieses Spiel gefunden.) Wir wappnen uns mit besseren Türmen, tauchen die Kirschkerne in Heißwachs oder zünden sie an, um auch das Ungetier in voller Rüstung schlagen zu können. Nur sesshaft werden können wir doch nicht. Im kurzen Rhythmus der Levelwechsel zieht das Volk weiter.
Obwohl das Prinzip letztendlich Level für Level das gleiche bleibt, wie bei den meisten Mobile-Games der Fall, wird das Spiel so schnell nicht langweilig. Das hektische Gekrabbel auf dem Bildschirm nimmt in jeder Stufe zu, und jede Biene möchte einzeln befohlen werden: Ernten, Nektar sammeln, zum Angriff in den Turm, zwischendurch noch neue Bienen erzeugen, Türme bauen, entwickeln, Upgrades erforschen. Das ein oder andere Mal wünscht man sich, man hätte doch zur Smartphone-Variante mit dem größeren Display gegriffen. Zu einfach wird es einem jedenfalls nicht gemacht.
Zum Glück kein Mehrspieler
Bislang hat Beefense keinen Mehrspieler-Modus, Bienenvölker unter sich scheinen grundsätzlich in Frieden miteinander auszukommen. Das sind gute Nachrichten, auch deshalb, weil Strategie-Spiele gerade im mobilen Gaming fast nur noch auf den Multiplayer abzielen. Stehen die Spieler im Wettkampf zueinander, lässt sich mit Upgrades, also mit Vorteilen gegenüber anderen Spielern, besser Geld verdienen. Das nervt, es zwingt einen dranzubleiben. Zwar kann man bei Beefense auch mit barer Münze an zusätzliche Upgrades kommen. Nur wozu, wenn es niemanden gibt, mit dem man mithalten könnte? Auf diese Weise taugt Beefense wunderbar als netter, wortwörtlich süßer Zeitvertreib für die strategisch, krabbelige Gaming-Session in der U-Bahn. Bleibt nur eine Frage: Wald- oder Blütenhonig?
Beefense gibt’s im App-Store für iPhone & iPad, bei Google Play für Android und im Windows Store.