Zocken gegen AlzheimerTherapieansatz auf Basis der Unreal Engine
8.5.2014 • Kultur – Text: Benedikt BentlerTraining für die Sinne und endlich wieder Selbstbestimmung
Alzheimer bedeutet den langsamen, geistigen Verfall. Das klingt drastisch und ist dennoch eine Tatsache, zumindest solange Therapieansätze Mangelware sind. In Australien hat man der Krankheit nun auf innovative Weise den Kampf angesagt: Auf Basis der Unreal Engine 4, (also dem neuesten Shit!) basteln die Jungs und Mädels von Opaque Multimedia an einer begeh- und erfahrbaren Umwelt: "The Forest Project". Via Kinect sollen Alzheimer-Patienten sich in dieser Welt austoben, mit Pflanzen und Tieren interagieren, die Elemente beeinflussen, Spaß haben! Hier können sie endlich wieder selbst bestimmen.
Dieser Spaß hat durchaus einen ernsten Hintergrund: Neben der medikamentösen Behandlung gehört nämlich kognitives Training zu den gängigsten und besten Therapiemethoden. Jedes Erlebnis, jede Sinnesreizung trainiert das Gehirn. Wenn Alzheimerpatienten in ein Pflegeheim kommen, werden die Sinneseindrücke oft noch weiter reduziert - bei weitem nicht jeder kann sich die Unterbringung in einem 5-Sterne-Pflegeheim mit Ganztagsbespaßung leisten. Eine Beschleunigung des Krankheitsverlaufs beim Umzug in ein Pflegeheim ist daher leider keine Ausnahme. Umso besser, wenn ein Konsolengame Farbe in den Heimalltag bringen kann, zumal es sich um eine der kostengünstigsten Therapieansätze handeln dürfte.
Beauftragt wurde "The Forest" von der australischen Vereinigung "Alzheimer Australia Vic". Damit die Software nicht mehr als ein Prototyp bleibt, wird allerdings noch Geld benötigt. Das Crowdfunding läuft via Pozible und leider sind von den nötigen 90.000 australischen Dollar erst 23.000 zusammengekommen. Am 19. Mai wird der Spendentopf geschlossen, es sieht also nicht gut aus. Schade, dass Games nicht in Apotheken verkauft werden, sonst hätten sich die Pharmakonzerne sicher um die Finanzierung gerissen.