Damals. Muss man ja schon sagen, wenn man so ein Bild von 2006 ansieht. Damals, das sagen Marco und ich heute, wenn wir uns, den Familienstress einmal beiseite lassend, in Berlin-Mitte auf einen koreanischen Nachtisch treffen. 2006, da waren wir in der Toskana für das LFI Magazin unterwegs. Als ein Zwei-Mann Foto-Express rasten wir durch dieses Traumland.

Viel zu spät im Jahr brachen wir auf. Viel zu spät für Fotografen, das Licht wurde rar und so immer kostbarer. Ich taumelte durch die alten Städte mit ihrer reichen, immer präsenten, vielstimmigen Vergangenheit, ließ mich von Charme und Eleganz der Italiener beeindrucken und erfreute mich am herrlichen späten Licht, das die Landschaft verzauberte, während Marco voran stürmte und den Weg bereitete.

An dem Tag, als dieses Foto entstand, waren wir morgens in Florenz gestartet, hatten unsere Taschen in Lucca abgeworfen und saßen, später am frühen Nachmittag, kurz vor Sonnenuntergang im Zug nach Viarreggio. Draußen sank die Sonne immer tiefer. Am Bahnhof angekommen rannten wir also in Richtung Hafen. Rechts und links schossen wir Fotos, in der Hoffnung, dass da schon was dabei sein muss. Soviel Schönheit aller Orten. Da erblickte ich diese Silhouette am Strand. Sie stand auf einem Rohr, mitten am herrlichen Strand und auf einer Linie mit dem Horizont. Den Blick in die Ferne. Ein Versprechen. Italien bleibt ein zartes Versprechen für mich, den Münchner im Exil. Italien mit seinen Farben, seinem Licht und seiner Kultur. Hoffentlich geht es im Herbst wieder los. An die Ansicht der Dame von vorn kann ich mich allerdings nicht erinnern.

Fabian Zapatka ist Fotograf. Er bereist teils Orte, von denen viele von uns nicht mal wissen, dass es sie gibt. Für Das Filter öffnet er jetzt nach und nach sein Archiv. Ein neues Bild und eine neue Geschichte gibt es jeden Mittwoch, nur hier bei uns.