Überraschungsfrei überwältigtFilmkritik: „Batman v Superman: Dawn of Justice“
24.3.2016 • Film – Text: Alexander BuchholzMarvel hat The Avengers, DC Comics die Justice League. Erstmals treffen die beiden Vorzeige-Superhelden Batman und Superman in einem Film aufeinander. Hätte gut werden können, ist aber vor allem eine offensichtliche Befriedigung niederer Instinkte.
Filmkritik fällt heute aus. Stattdessen nehmen wir mal die versammelte Filmjournalistenschar unter die Lupe – und wer sich sonst noch so reingemogelt hat in die Pressevorführung von Batman v Superman: Dawn of Justice im Berliner Cinestar Saal Nr. 7: das ist der mit Dolby Atmos. Einige in Batman-T-Shirts, mindestens eine Dame in Superman-Leggings, Hans-Ulrich Pönack und einer von den Ochsenknecht-Söhnen, Wilson Gonzalez, glaube ich. Und noch ca. 500 andere Leute, die gerne hinter sich her putzen lassen. Sagt mal, schämt ihr euch eigentlich gar nicht dafür, wie ihr den Kinosaal zurückgelassen habt? Schön Freigetränke abgreifen und dann zu faul sein, das Leergut zurückzubringen? Da werdet ihr geschlagene zweieinhalb Stunden amtlich unterhalten und bedankt euch, indem ihr den Saal vollkommen zumüllt. Gnade euch Gott wenn die Dienstleistungsbranche geschlossen die Faxen dicke mit euch hat und in bester Fight Club-Manier mal Tabula Rasa macht. Habt während des Films immerhin recht diszipliniert die Klappe gehalten, deswegen dann doch noch „Drei von fünf Sternchen“.
##Eindimensionale Opposition
Uff, der geht echt 150 Minuten? Jepp, zwei ganze Spielfilmlängen braucht's, um das Justice League-Franchise einzuleiten, als Konkurrenz zu Marvels The Avengers. Und merkwürdig gespalten kommt der Film dann auch daher. Dawn of Justice knüpft unmittelbar da an, wo Man of Steel endete: mit dem Kampf von Superman (Henry Cavill) gegen General Zod (Michael Shannon), in dessen Verlauf halb Gotham zerlegt wurde. Der neue Film zeigt diesen Kampf erneut, interessanterweise aus der Perspektive eines Normalsterblichen, nämlich Bruce Wayne aka Batman (Ben Affleck), der mitansehen muss, wie sein Firmensitz dem Erdboden gleich gemacht wird. Das ist schon ein starkes Bild, wie Afflecks Bruce Wayne mit dem Mut der Verzweiflung in die anrollende Staubwolke hineinläuft, um zu retten, wer noch zu retten ist.
Nur wenige, wie sich herausstellt.
Der Film bewirft das Publikum vor allem mit Licht und Lärm. Kann man schade finden.
Ein verwaistes Mädchen. Und ein Wachmann (Scoot McNairy), der seine Beine zurücklässt. Das Mädchen benötigt der Film nur, um Batmans glühenden Zorn auf Superman zu motivieren, McNairys Figur wird später noch einmal eine Rolle spielen, wenn die Politikerin Finch (Holly Hunter) eine Senatsanhörung anstrengt, um Superman zur Rechenschaft zu ziehen für die vielen Todesopfer, die er mit zu verantworten hat. Es dürfte wohl niemanden überraschen, dass Dawn of Justice kein Gerichtsdrama wird und sich der Film in der zweiten Hälfte doch nur noch darauf beschränkt, sein Publikum mit Licht und Lärm zu bewerfen. Kann man schade finden. Möglicherweise habe ich mit Anfang 40 mehr Spaß an holzvertäfelten Gerichtssaalsequenzen als an nicht enden wollenden Hinterhofschlägereien, aber es schadet dem Film doch sehr, diesen etwas komplizierteren Konflikt zu Gunsten recht eindimensionaler Oppositionsbildung einfach preiszugeben.
##Regiestuhl falsch besetzt
Einiges am Kritik musste Regisseur Zack Snyder für Man of Steel einstecken, wo er Superman recht ungerührt Kolateralschäden in Kauf nehmen lässt, um dessen Widersacher zu bezwingen. Scheint, als lassen sich die Sensibilitäten von Superman-Fans von jemandem mit Unterarm-Tattoos nicht wirklich bedienen. Was möchte der durchschnittliche Comic-Fan von seinem Superman? Dass er sich die Hände nicht schmutzig macht, wenn er den Müll rausbringt? Snyder, wirft man einen Blick auf seine noch recht kompakte Filmographie (u.a. Dawn of the Dead und Sucker Punch), ist einfach nicht der richtige Mann für ein Projekt, das alles hätte werden müssen, nur nicht grittier. Alberner vielleicht, wie es die Christopher-Reeve-Filme immer mehr wurden, aber bitte doch nicht noch düsterer. Mit Watchmen, der Adaption von Alan Moores und Dave Gibbons satirischer Superhelden-Dekonstruktion, hatte sich Snyder ja bereits eines solchen Stoffes angenommen und das einmal vollständig durchdekliniert, wie das sich für einen mit gottgleicher Macht ausgestatteten Unsterblichen anfühlen muss, wenn man sich in Anbetracht des müssigen Treibens der Menschheit von dieser völlig entfremdet.
Watchmen, mit seinen Widerhaken, ist ja weithin recht ungeliebt geblieben. Insofern ist es keine Überraschung, dass beim Bau einer derartigen Gelddruckmaschine wie dem Justice League-Franchise niemand auch nur irgendein Risiko eingehen und etwas anderes erzählen wollte, als die x-te, pfeilgerade Gut-gegen-Böse-Story. Da kann kaum etwas anderes bei rauskommen als überraschungsfreies Überwältigungskino für die Alterklasse, die ungern ihr Kinderzimmer aufräumt.
Batman v Superman: Dawn Of Justice
USA 2016
Regie: Zack Snyder
Drehbuch: Chris Terrio, David S. Goyer
Darsteller: Ben Affleck, Henry Cavill, Amy Adams, Jesse Eisenberg, Diane Lane, Holly Hunter
Kamera: Larry Fong
Musik: Hans Zimmer
Laufzeit: 153 min
seit dem 24.3.2016 im Kino